Das Spiel des Lebens
03/2013
Spätestens als ich an Weihnachten völlig depressiv auf der Couch saß und das Buch über theoretische Informatik von der Decke schob, unter der ich mich dann verkroch, wusste ich, dass das mit uns beiden nichts werden konnte. Die Rede ist von mir und meinem Studium. Selten fühlte ich mich so fehl am Platz wie in den letzten Monaten, in der Menge von Studenten…
Vor kurzem trennten wir uns einvernehmlich. Ihr kennt sicher dieses geniale Gefühl, wenn man sich für oder gegen etwas entschieden hat und langsam das Gefühl bekommt man hätte wieder Boden unter den Füßen, nachdem man zuvor in der Luft hing. Dadurch, dass ich dann wusste was ich will, und auch überzeugt war, es ist der richtige Weg, ging es schnurstracks über die Zielgerade.
Unter den Firmen, bei denen ich mich bewerben wollte fand ich eine, die mich besonders ansprach. Ich kann nicht mal genau sagen wieso, das was ich sah hatte einfach eine gewisse Ausstrahlung. Ich bewarb mich dort zuerst und es war meine erste richtige Bewerbung. Vorher schrieb ich Bewerbungen für den Deutschunterricht und klar, auch für mein Praktikum – aber da ging es nicht um so etwas Großes. Prompt landete am nächsten Tag eine E-Mail in meinem Postfach, ich solle doch bitte anrufen um einen Termin für ein Telefoninterview zu vereinbaren.
Okay, ich total nervös. Telefoninterview. Ich gehöre zu den vielen Menschen die am Telefon reichlich mit Herzrasen bedient sind. Dann auch noch unvorbereitet Fragen beantworten. Aber was soll’s, hab ich natürlich hinter mich gebracht. Da kam ich nicht drum herum. Es erwartete mich eine sehr nette Frau der Personalabteilung am Telefon, die mich freundlich durch den ganzen Vorgang leitete. Übrigens habe ich mich wohl auf einer Skala von 1 bis 10 in Sachen HTML Kenntnisse bei 9,5 eingestuft. Mein Freund meinte ich soll mich bloß nicht unter Wert verkaufen. Hallo Selbstbewusstsein! 😀
Irgendwie muss ich wohl überzeugt haben, da ich gleich am nächsten Tag zu einem richtigen Bewerbungsgespräch eingeladen wurde. Juhu. Die Tage bis dorthin verstrichen aber so unglaublich langsam. An besagtem Tag fuhr ich dann gefühlte zehn Züge vorher, um keine Probleme mit der Bahn zu bekommen. Es gab natürlich keine Verspätungen, und ich stand noch ewig in der Gegend rum. Hach. Mein Herz schlug schon höher als ich durch die Tür rein kam. Bei diesem Gespräch fühlte ich mich wesentlich besser als beim Telefonat. Es hat fast schon Spaß gemacht, ich hatte nämlich zwei Gesprächspartner. Unter anderem auch jemanden aus der IT-Abteilung. Natürlich, da wollte ich ja hin. Wir redeten hauptsächlich über die Arbeitsproben die ich mit meiner Bewerbung eingeschickt habe, darüber was ich bisher so kann, was ich lernen möchte und was mir geboten wird. Es klang alles so, so gut, es war überwältigend. Diese Aussicht, dass ich wirklich einen Platz in dieser Firma bekommen könnte, die mir so sympathisch ist und mir was zu bieten hat – unbezahlbar.
Nachdem das wohl auch gut lief fiel der letzte Schritt an. Probearbeiten. Ich bekam morgens eine Aufgabe, konnte dann daran arbeiten und musste danach meine Lösung und alles mithilfe einer Power Point Präsentation vorstellen. Zwischendrin war ich am verzweifeln, weil ich an Kleinigkeiten hängen blieb. Aber wenn man fragt bekommt man bekanntlich Hilfe! Letztendlich kam es ja auch darauf an wie ich mit Problemen umgehe, nicht darauf, dass ich sie sofort löse. Die Präsentation später hat Spaß gemacht. Ich kannte die beiden, denen ich das vortragen musste ja jetzt schon etwas besser und war deshalb nicht groß nervös. Außerdem hat man selten was zu befürchten wenn man weiß was man da zusammengeschustert hat. Ich blieb dann nach der Arbeitszeit noch für eine Veranstaltung, bei der ich gleich mal die ganze Ladung IT-Mitarbeiter kennen lernte. Ich konnte zusehen, wie ein Mitarbeiter ein jQuery Plugin für eine Slideshow schrieb. So eine Slideshow war Teil meiner Aufgabe. Nur, dass er gleich ein Plugin schrieb und nicht mal 10 Minuten dafür brauchte 😛
Falls es jemand durch die ganzen Absätze geschafft hat, wird er hoffentlich feststellen, dass ich ziemlich begeistert bin. Umso mehr hat es mich gefreut als ich die Chefin der Personalabteilung am anderen Ende der Leitung hatte, die mir sagte, dass sie mich haben wollen. Also wirklich haben wollen! Alle drei die ihre Meinung zu mir abgeben mussten waren einverstanden. Und ich war es auch :3
Ab Mai fange ich mein Praktikum dort an, ab August dann die Ausbildung zur Fachinformatikerin im Bereich Anwendungsentwicklung. Ich sehe der Sache mit etwas Angst, aber auch großer Freude entgegen. Arbeitswelt, Verantwortung, ein neues Gebiet und großer Kontrast zum bisherigen Schulleben. Aber das wird – ganz sicher 🙂
Well I guess it’s only life, it’s only natural
We all spend a little while going down the rabbit hole
The things they taught you, they’re lining up to haunt you
You got your back against the wallI’ve been down the very road you’re walking now
It doesn’t have to be so dark and lonesome
It takes a while but we can figure this thing out
And turn it back around